PPH 2005; 11(2): 93-99
DOI: 10.1055/s-2005-858046
Pflegeforschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Verabreichungspraxis von Psychopharmaka als Bedarfsmedikation durch die Pflegekräfte in der Psychiatrie

K. Usher, D. Lindsay, J. SellenDieses Projekt wurde vom Queensland Nursing Council gefördert. Die hier dargestellten Standpunkte repräsentieren nicht automatisch den Standpunkt des Councils bzw. seiner Mitglieder, der Leitung oder der Angestellten.
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Publication Date:
14 April 2005 (online)

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Psychopharmaka als Bedarfsmedikation (Medikamentengabe, die bei Bedarf den psychischen Zustand des Patienten beeinflussen soll) werden in Einrichtungen des psychiatrischen Gesundheitswesens regelmäßig verordnet und verabreicht. Die Verabreichung zählt überwiegend zu den selbstständigen Aufgaben der Pflegekräfte. Trotzdem wurde dieser wichtige Aufgabenbereich der Pflege bisher kaum näher untersucht, so dass die Durchführung dieser Maßnahme nicht eindeutig nachvollziehbar ist. In einer deskriptiven Studie wurden die Einflussfaktoren auf die Verabreichung von Psychopharmaka als Bedarfsmedikation untersucht. Diese basiert auf der retrospektiven Auswertung von Daten, die in einer ländlichen und einer städtischen Region in Queensland, Australien, erhoben wurden. Die Ergebnisse zeigen eine fehlende Transparenz im Zusammenhang mit der Verabreichungspraxis von Psychopharmaka als Bedarfsmedikation, Unklarheiten im Entscheidungsfindungsprozess, der zu dieser Maßnahme führte, sowie eine mangelnde Dokumentation. Im Vergleich zu ähnlichen Studien wurde hier bei der Verabreichung von Psychopharmaka als Bedarfsmedikation ein hohes Vorkommen festgestellt, und zwar mit einem übermäßigen Vertrauen in typische Neuroleptika, größer als das in Benzodiazepine. Diese Vorgehensweise basiert nicht auf aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen. Als Konsequenz aus den Ergebnissen empfehlen wir weitere Untersuchungen zu diesem wichtigen Thema, um die Komplexität des Geschehens bei dieser bedeutenden pflegerischen Intervention zu verstehen und die Dokumentationspraxis bei psychisch erkrankten stationären Patienten zu untersuchen.

Literatur

1 AnmerkungDieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift „Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing” 2001; 8: 383-390. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Blackwell Science Ltd. Übersetzung aus dem Englischen: Susan Smeaton

2 Die im Original verwendeten Bezeichnungen der Medikamente wurden in der Übersetzung beibehalten. Aus der Tabelle 3 kann auch der Leser/die Leserin im deutschsprachigen Raum erkennen, welche Medikamente gemeint sind (A.d.Ü.).

Kim Usher

School of Nursing Sciences, James Cook University

Townsville

Queensland 4811

Australia